Wie meine Zwischenüberschrift schon sagt, sind Magnettonabnehmer das grundlegende Problem der E-Gitarre. Piezos sind nicht nur viel besser, sie sind verglichen mit den magnetischen Notnägeln das einzig Wahre. Sie kriegen die ganze Saitenschwingung mit, nicht nur einen Bruchteil wie ein Magnettonabnehmer, dessen Signal auch noch nichtlinear verzerrt ist. Ich bin schon am Überlegen, ob ich nicht alle Klampfen ohne Piezos verkaufe - dann bleibt mir nur noch ein Bruchteil, aber es sind immerhin sieben, und modellmäßig sind die vier üblichen Verdächtigen (von Fender drei Teles, eine davon umgebaut, und zwei umgebaute FR-Strats, je eine Gibson Les Paul und SG) vertreten. Nur ist das Verkaufen seit dem 02.01.2017 nicht mehr so einfach, gell?
Piezos in Solidbodies bringen einschließlich High Gain alles, natürlich auch Körperschall, aber das ist erträglich. Ein paar Magnet-Sounds sind schon ganz gut, besonders die beiden Tonabnehmer-Kombinationen der Strat, aber ich mag auch die Magnet-Klänge am liebsten absolut neutral verstärkt, also FRFR, wie man auf Neudeutsch abkürzt
Das echte Problem sind dann E-Gitarren-Verstärker und E-Gitarren-Lautsprecher. Warum? Ganz einfach: Man multipliziert einfach viel zu viele Übertragungsfunktionen, die verschieden von einer frequenzunabhängig reinen Zahl sind, also nichtlinear, wie der Ingenieur das nennen würde. Hier nun alle diese Übertragungsfunktionen von vorn, und das ganz ohne Mathematik.
Nummer 1: Der Anschlagspunkt, das "Register", wie der klassische Gitarrist sagt. Es bestimmt, welche Teiltöne jeder Saite erzeugt werden. Bei akustischen Gitarren und Piezo-Tonabnehmern ist hier Schluss. Ganz einfach. Piezos sind darüber hinaus linear, linearer geht's nicht. Einen Korpus so linear wie ein Piezo-Tonabnehmer bekommt zwangsläufig kein Gitarrenbauer hin. Die Qualität von Saiten, Instrument und Musiker, bei Piezos die FRFR-Anlage, bestimmt alles weitere. Bei E-Gitarren kommen noch
Nummer 2: Der oder die benutzten Tonabnehmer. Sie sind im Frequenzgang sehr beschränkt und ziemlich nichtlinear. Dazu wird durch ihre Lage eine weitere Übertragungsfunktion festgelegt, die mit der des Anschlags multipliziert wird, soweit es ihre komplexen, aber engen Grenzen erlauben.
Nummer 3: Der Verstärker. Da HiFi-Geräte allerhöchster Qualität selten eingesetzt werden, multipliziert man hier mit noch einer komplexen Übertragungsfunktion. Fast immer ist sie nichtlinear, das heißt, außer linearen Frequenzgangveränderungen (was ist eigentlich eine Frequenz-Gang?
) treten auch nichtlineare Verzerrungen auf, teils durch Übersteuerung, teils durch Konstruktionsfehler, vor allem bei Marshall, aber auch bei Mesa Boogie, die oft von anderen Anbietern kopiert werden. Der speziell anvisierten Klientel wollen sich eben manche Anbieter anbiedern - das bringt jede Menge Kohle, besonders bei "Boutique"-Amps wie von Dumble, Matchless, Trainwreck - da findet man esoterische Gebrauchtpreise
Nummer 4: Der Lautsprecher. Man nehme am besten nur Tieftöner, damit das wenige Wichtige, was Magnettonabnehmer überhaupt abliefern, auch noch verschwindet. Man hat es ja längst durch Verzerrungen ersetzt, von denen aber die Tiefton-Lautsprecher die lästigsten stark gedämpft übertragen, obwohl man sich solche Mühe mit ihrer Erzeugung gegeben hat.
So, das waren jetzt nur die wichtigsten Punkte. Wehe, man nimmt noch Effektgeräte dazu! Was tut man nicht alles, um vom ursprünglichen Klang der Saite möglichst wenig zu Gehör zu bringen
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