Wurstel
Das Folgende habe ich vor langer Zeit im Usenet diskutiert, dort wurde meine Frage eindeutig mit "Ja" beantwortet.
Ich habe das Buch "Live is life" von der Elke Fleing, das sich an Bands richtet. Das Buch ist etwas älter, da werden noch DM-Preise angegeben. Elke Fleing war Managerin von Bands, weiß also, wovon sie spricht. Dort steht, eine Band soll sich AUF GAR KEINEN FALL selber um Auftritte bemühen, denn das ist sehr unprofessionell. Es soll AUSSCHLIEßLICH ein Manager mit den Veranstaltern verhandeln. Das ist laut Buch ein UNUMSTÖßLICHES Gesetz in der Musikbranche.
Ich kenne das allerdings umgekehrt: Wenn in meiner Gegend (damals, als die Wirten noch selber Veranstalter waren) sich ein Manager gemeldet hat, dann hat der Veranstalter gleich abgewunken - sie verhandeln aus Prinzip nicht mit Managern und Agenturen, sondern nur mit den Bands, und wenn die Rolling Stones kommen. (Wohl, damit sie diese übers Ohr hauen konnten, was bei Managern und Agenturen wahrscheinlich nicht so leicht ist.)
Als meine CD (mit Berufsmusikern, da mich die Musiker des ersten Auftrittes verlassen haben, weil ich in weiterer Folge keine so hohen Fixgagen zahlen wollte/konnte) im Werden war, hatte ich einen Manager, der monatlich 70 Euro von mir verlangt hat (zuzüglich Spesen, sein Essen bei Treffen mit ihm mußte ich zahlen). Der hat immer irrsinnig viel geredet und erzählt, mit wievielen Leuten er über Auftritte für mich gesprochen hat. Unangenehm war, dass er mich am Telefon oft niedergequasselt hat und auch zu ungünstigem Zeitpunkt angerufen hat, was dann dazu geführt hat, dass mein Vater (der sowieso nichts von Musik hielt) mir das Handy aus der Hand nahm, um mit ihm selber zu reden. Mein Vater hat die Ausführungen meines Managers völlig falsch verstanden und sich dann in der Familie darüber derart aufgeregt, dass dann dem Antrag auf meine "Entmündigung" (eigentlich Besachwaltung) vom Gericht teilweise stattgegeben wurde - ich konnte in weiterer Folge nur mehr 178 Euro monatlich in bar von meinem Girokonto abheben, es war aber keine echte Besachwaltung, da Überweisungen und Zahlungen mit Kreditkarte und auch Abhebungen von Sparbüchern (da hatte ich ja massig drauf) davon nicht betroffen waren (ich hatte ja immer schon eine Kreditkarte OHNE Bankomatfunktion und ohne PIN-Code, diese ist nämlich billiger, und ich ging zum Geldabheben immer auf die Bank). Der Manager hat mich dann verlassen, weil ich ihm gesagt habe, dass ich nicht mehr voll geschäftsfähig bin und meine Schwester den Vertrag, den er mir vorlegte, mitunterschreiben muß (ihr Mann hat ja diverse Punkte aus dem Vertrag rausgestrichen, womit mein Manager nicht einverstanden war); das sagte ich ihm so, allerdings wäre es tatsächlich nicht notwendig gewesen, dass meine Schwester mitunterschreibt, jedoch hielt ich das für taktisch besser, da ich befürchtete, dass es andernfalls wirklich noch zu einer kompletten Besachwaltung kommt - meine Schwester hatte ja x-mal angedroht: "Wenn ich erst Sachwalterin bin, dann ist es aus mit deiner Band, denn ich gebe dir nichtmal das Geld für die Fahrtkosten nach Wien zu den Proben und Auftritten!" Seitdem habe ich keinen Manger mehr - das Letzte, was er mir gesagt hat, war, dass ich die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit bekämpfen muß, denn kein Veranstalter schließt einen Vertrag mit einem Künstler ab, der einen Sachwalter hat, und er selber auch nicht.
Es ist mir seinerzeit ja auch schon passiert, dass ich von einem Veranstalter übervorteilt worden bin; das war ein Auftritt einer befreundeten Band aus Wien in meiner Gegend. Ich habe das Ganze als Fan dieser Band angeleiert; offizieller Veranstalter war ein Wirt (ich wurde als Veranstalter von der zuständigen Stadtgemeinde nicht akzeptiert), aber eigentlich war das "meine" Veranstaltung, denn ich habe alle Kosten getragen und erhielt den Eintritt, dafür zahlte ich aber alle Steuern und Abgaben, der Wirt jedoch gab mir wider der Vereinbarung kein Geld von den Getränkeeinnahmen mit der Begründung, ich hätte soviel Eintritt (6 Euro, Frauen zahlten die Hälfte) verlangt, dass sich kaum wer noch ein Bier kaufen konnte und er einen Verlust erlitten hatte. Schon damals schrien meine Eltern und meine Schwester: "Sofort entmündigen!"
Später wurde es in meiner Gegend immer schlimmer, denn die früheren Veranstalter (also die Wirten) traten dann nicht mehr als Veranstalter auf, sondern erklärten die Band des jeweiligen Abends zum Veranstalter, sodass die Bands die AKM (entspricht der deutschen GEMA) und die Lustbarkeitsabgabe bezahlen und gegebenfalls auch die Umsatzsteuer abführen mußten; dafür erhielten sie Prozente vom Eintritt, aber meist nichtmal ein kostenloses Catering (sondern mußten dieses zum Lokalpreis bezahlen, wobei die Konsumation von mitgebrachtem Speis und Trank auch den Bands verboten war). Und dazu der oft gehörte Satz: "Die Konditionen sind für alle gleich, und wenn der Alice Cooper kommt." (Aus diesem Grund und weil die Wirten von ihren Konditionen nicht abgerückt sind, haben sich die ganzen Bands meiner Gegend vor einiger Zeit aufgelöst - auch noch massig löhnen für die Auftritte, können sich die Meisten nicht leisten.)
Tja, und jetzt möchte ich hier eben die Frage stellen, ob es gut oder schlecht ist, einen Manager zu haben. Vor allem im Hinblick auf die Frage, ob es wirklich so unprofessionell (wie im Buch behauptet und damals in der Newsgroup bestätigt wurde) ist, sich als Band selber um Auftritte zu bemühen.
Was meint Ihr dazu?
(Puh, in einem anderen Musikerforum wurde ich wegen solcher Postings aufgrund von "offtopic" letztlich gesperrt und meine Postings vorher oft gelöscht. Hier hoffentlich nicht.)
Wurstel
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