Wurstel
Es ist so, dass ich nicht sagen kann, dass ich ein Fan einer bestimmten Musikrichtung bin. Ich höre mir ziemlich viele Musikrichtungen an (Rock, Pop, Blues, Jazz, Sinfonien, Opern, Operetten, Punk, Elektro, Hip Hop, Rap, Liedermacher, Austropop, Heavy Metal, Schlager und Volksmusik). Darin unterscheide ich mich sicher von sehr vielen anderen Musikhörern.
In den 1980ern wurde ich auf eine Wiener Rock-Schock-Band aufmerksam, deren Fan ich wurde und bin seit 1991 Akteur (Bühnenshow) dieser Band. Mir hat vor allem gefallen, dass diese Band unterschiedliche Musikrichtungen miteinander kombinierte (was keine andere mir bekannte Band machte). Und so wollte ich eigentlich auch bei meiner Band die verschiedenen Musikrichtungen miteinander kombinieren.
Ab den frühen 90ern gab es in der nahen Kleinstadt Auftrittsmöglichkeiten, und da bildeten sich hier dann auch Bands, die eigene Nummern spielten. Ich habe mich dann an diese Musiker zwecks Bandgründung gewendet. Die fragten mich, welche Musikrichtung meine Band sein soll. Ich sagte, dass die Lieder unterschiedliche Musikrichtungen (die eine Nummer Hardrock, die nächste ein Blues, dann eine Nummer ähnlich Udo Lindenberg, dann eine Nummer ähnlich KRAFTWERK, dann wieder eine Black-Metal-Nummer, dann eine Jazznummer) sein soll. Mit einer derartigen Mischkulanz konnten die Musiker jedoch nichts anfangen und erklärten, dass sie jeweils nur eine Musikrichtung spielen (der eine Musiker Metal, der andere Jazz, der nächste Pop und so weiter). Sie empfahlen mir, mich an die Coverbands zu wenden, weil diese verschiedene Musikrichtungen spielen. Die Covermusiker sagten mir aber, dass sie keine Lieder komponieren und außerdem nur bekannte Lieder (also Hits) covern. (Ich hatte schon auch Covers vorgesehen, aber eher weniger bekannte Lieder wie z. B. "Daumen im Wind" von Udo Lindenberg.) Es wurde also mit diesen Musikern nichts daraus.
Im Jahr 2009 gab es den ersten Auftritt meiner Band, der mit Berufsmusikern gespielt wurde. Da im Zeitraum von sieben Monaten nur sechs Proben möglich waren (mehr Zeit hatten die Musiker nicht), handelte es sich bei diesem Auftritt um ein reines Coverprogramm, das die Musikrichtungen Beat, Rock, Metal und Austropop enthielt. Für diesen Auftritt nahm ich Gesangsunterricht, und zwar bei drei Gesangslehrerinnen (der Rat, Gesangsunterricht zu nehmen, wurde mir im Usenet in einer Gruppe, wo Musiker diskutieren, gegeben). Eine der drei Gesangslehrerinnen war in den Bereichen Jazz und Singer-Songwriter tätig, und die ließ ich auch als Special Guest bei diesem Auftritt eine ihrer Nummern spielen. Unser Bassist (der der musikalische Leiter war) war dagegen, dass da eine Jazznummer gespielt wird und befürchtete, dass das Publikum geht, wenn so etwas gespielt wird; daher verlegte er den Auftritt meiner Gesangslehrerin (sie spielte auf einem E-Piano und hatte noch eine Frau mitgebracht, die sie auf einer E-Geige begleitete) in die Pause (ohne mir das vorher zu sagen, da hätte ich nicht zugestimmt). Dieser Bassist war überhaupt dagegen, dass ich zu drei Gesangslehrerinnen gleichzeitig gehe und wollte vor allem, dass ich die Jazz-Gesangslehrerin stanze, weil Jazz seiner Ansicht nach überhaupt nicht zu unserer Musik paßt. Mit diesen Berufsmusikern wurde aber nur dieser erste Auftritt meiner Band gespielt - nachher verließen mich diese Leute, weil ich sagte, in Zukunft nicht mehr soviel zahlen zu können (ich berichtete).
Die CD, welche dann mit Studiomusikern eingespielt wurde, bietet sowohl Rocknummern als auch sehr ruhige Nummern (die man in den Bereich Ambient/Percussion rechnen kann).
Dann gab es eine Formation, die aus einem Keyboarder, einem Percussionisten (der teilweise die Bassline auf einem zweiten Keyboard spielte) und einen Schlagzeuger bestand. In dieser Formation wurde der zweite Auftritt meiner Band gespielt. Diese Musiker waren alle aus Wien.
Dann entdeckte mich (aufgrund meiner Diskussionen in einem Musikerforum) ein Gitarrist, der aus der Wiener Punk- und Rockszene kam. Der brachte dann die restlichen Musiker zu meiner Band. Dann erst wurden weitere Nummern aus meinen Texten komponiert, und es wurden dann (anfangs mit wechselnder Besetzung) mehrere Auftritte gespielt, wobei wir leider live nicht sehr aktiv sind. Auch diese und alle folgenden Musiker sind aus Wien.
Unser Gitarrist schrieb die eine Nummer der CD, die nur mit Synthesizer gespielt war, um auf eine reine Hardrocknummer. (Paßt ja und funktioniert.) Unseren Keyboarder hat er leider rausgeekelt und gemeint, dass ein Keyboard nicht zu dem paßt, was wir machen.
Aus der CD werden nur zwei Lieder gespielt zuzüglich der vom Gitarristen umgeschriebenen Nummer. Ich würde gerne auch die restlichen Nummern der CD spielen (vor allem die eine Nummer, die die rockigste von der CD ist und das Titellied), aber unser Gitarrist will das nicht. Beim Titellied handelt es sich um eine Nummer vom Jimi Hendrix mit neuem Text; die kann der Gitarrist nicht spielen, weil er kein Wah-Wah hat. Und die rockige Nummer ist ihm wohl zu kompliziert (da gibt's diverse Übergänge und verschiedene Riffs, Interludes und eine Bridge), die vom Gitarristen komponierten neuen Nummern sind sehr einfach gestrickt. Es gibt auch einige neue ruhige Nummern, die ja bei den Konzerten gespielt wurden. Allerdings meint unser Gitarrist, dass wir diese Nummern streichen und die ganze Zeit nur Vollgas geben sollten, weil das Publikum seiner Ansicht nach die ruhigen Nummern fad findet und dann den Saal verläßt.
Ich habe einem Bekannten, dem meine CD gefällt, die neuen Nummern (mit meinem Handy gemachte Aufnahmen aus dem Proberaum) vorgespielt. Er meinte, das ist keine Musik, das ist nur Lärm. So spielen seiner Ansicht nach nur Schülerbands.
Meine Frage ist nun, wie das wirklich mit den Musikrichtungen ausschaut. Bei meinen Texten ist es so, dass ich oft eine Situation beschreibe, in der ich bin oder war. Und meine Stimmung schlägt sich während dieser Situation um. Meiner Meinung nach sollte dieses Umschlagen auch musikalisch zum Ausdruck kommen. So habe ich eine Nummer geschrieben, die ruhig, ja traurig beginnt und dann in Zorn und Wut umschlägt, um dann aber wieder ruhig zu einem Abschluß zu kommen. Bei dieser Nummer wird zweimal die Musikrichtung gewechselt. Das schnupft unser Gitarrist gerade noch, allerdings wurde diese Nummer bei den letzten Auftritten leider nicht mehr gespielt, da sie der Gitarrist als fad empfindet. Bei einer weiteren Nummer will er, dass ich die dritte Strophe herausnehme, weil die Nummer zu lange ist. (Dann fehlt aber meiner Meinung nach der Sinn, diese Nummer ist nunmal 7 - 8 Minuten lang, weil sie soviel Text hat.)
Als ich in einem Forum mal schrieb, dass meine Band (damals) keine spezielle Musikrichtung hat/haben soll, sondern die Musikrichtung oft im Lied geändert werden soll, meinten die Leute dort, dass das nichts werden kann, wenn ich nichtmal die Musikrichtung/den Musikstil meiner Musik angeben kann.
Und ich muß auch sagen, dass ich eine Kombination verschiedener Musikrichtungen eigentlich nie bei anderen Bands (außer meiner und der Rock-Schock-Band) sehe. Normalerweise spielt die eine Band Hardrock, die andere spielt Austropop, wieder die nächste ist eine Jazzband und so weiter. Kombinationen gibt es lediglich bei den Coverbands, die naturgemäß Lieder verschiedener Bands (z. B. AC/DC, Wolfgang Ambros, DEEP PURPLE, Tina Turner, Rainhard Fendrich, Zillertaler Schürzenjäger, THE BEATLES, STS, THE ROLLING STONES, Hubert von Goisern oder CREAM) spielen.
Muß sich eine Band mit ihren Liedern unbedingt auf eine einzige Musikrichtung festlegen?
Ist es wirklich so schlecht, wenn eine Band mehrere Musikrichtungen miteinander kombiniert?
Was meint Ihr dazu?
Wurstel
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