Nach etwas längerer Suche habe ich nun eine zweite Les Paul gefunden. Keine Traditional oder Standard, leider auch keine Cu$tom und nichts in sunburst, sondern eine Classic 1960 in goldtop. Die Classics wurden Mitte der Neunziger gestartet und zwar nicht als Reissue, sondern als eigenes Modell, das eigentlich eine normale 90er Standard mit den üblichen Zutaten war: Mahagony Body und Hals mit schlankem 60er Profil (ebenfalls genau wie die 90er Standards), Ahorn-Decke, Palisander Griffbrett und wie quasi alle LPs seit den 80ern weight reliefed (das Chambering begann erst 2006 und wurde erst 2008 werbetechnisch genutzt).
Als Besonderheit gab's bei den Classics das Goldtop Finish (eben auch für Leftys) und statt der 490/498er-Bestückung waren 496/500er verbaut, die offensichtlich die heißesten Gibson Humbucker sind. Angelehnt an Page, der aber wahrscheinlich nie so Metal-Pickups gespielt hätte, betonte Bässe/Höhen, wenig Mitten (die Gibson-Fanboy-Gemeinde hält wohl eher weniger von dem Set). Und das Schlagbrett hat einen dezenten 1960 Schriftzug. Also keine Reissue, sondern bis auf die Pickups, eher eine Standard. Die Verarbeitung ist sehr gut. Die Bünddrähte sind absolut sauber eingesetzt, nix steht über, alle Schrauben sitzen wir sie sollen, die Lackierung fehlerfrei, Halsübergang alles top. Einzig um das MOP-Logo zeigt sich die leider übliche Nitro-Lack-Abblätterung... verändert aber nicht den Ton ;-) Zudem ist die Seriennummer anders aufgebaut und wie bei den frühen LPs hat man auf das Made in USA verzichet. Mit Goldtops konnte ich bislang gar nichts anfangen, aber mittlerweile und wenn sie da so vor einem liegt... das sieht schon ziemlich schick und "vintage" aus.
Im Vergleich zu meiner 93er Standard ist die Classic etwas leichter. Hier wurden also scheinbar ein paar mehr Käselöcher gebohrt oder aber das Holz war einfach leichter (unwahrscheinlich ;-) Vom Sound her klingt sie unplugged tatsächlich etwas luftiger und lauter, wenn auch minimal. Sustain ist ordentlich und es klingt schön ausgewogen und dank der Ahorn-Decke deutlich spritziger als die All Mahogany Traditional, die ich zuvor kurz hier hatte. Die hatte wirklich mehr Bässe und Mitten, was auch ziemlich geil klang (und "wärmer), aber einfach nicht das war, was ich erwartet/erhofft habe.
Die meisten werden die Gitarre ja in der Bucht gesehen haben und sie kam wirklich wie beschrieben bei mir vom netten Verkäufer an. Sie ist quasi jungfräulich, Bünde ohne Spuren, keine Dings/Dongs, alles absolut sauber - für mich fast zu sauber, so wird sie nicht bleiben :-) Nur das Zahlenschloss vom Koffer ist kaputt, damit kann ich leben. Ich hab die Saitenlage erstmal etwas runtergesetzt, muss aber noch feinjustieren, genau so bei der Pickup-Höhe, vielleicht auch nochmal mit professioneller Unterstützung. Aber insgesamt ist sie für ihre 13 Jahre in Topzustand und klingt so wie eine LP klingen soll (zumindest wie ich mir das vorstelle) und lässt sich dank des schlanken Halsprofils wunderbar komfortabel in allen Lagen spielen.
Die Humbucker sind für mich etwas mysteriös. Wie gesagt waren in den Classics 496/500er drin, die allerdings immer ohne Kappen. Der Vorbesitzer schrieb mir, dass Burstbucker 1&2 verbaut sind, das kann ich allerdings nicht prüfen und soundtechnisch fehlt mir die Vergleichsmöglichkeit. Für mich klingen die Pickups eher nach mehr Output. Ziemlich straff und transparent im Gain-Bereich, eher weniger warm und daher vielleicht eher keine BBs? Ich müsste das nochmal ausführlicher testen.
Anbei einige Bilder. Das Pickguard muss natürlich wie bei allen LPs ab :-)
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