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Kitschgitarren - Onlinehandel auf dem Weg zum Kitsch?
Hallo,
der Onlinehandel nimmt zu und alle erwarten Steigerungen für die kommenden Jahre.
Logische Folge dürfte sein, dass Design und Optik gewichtiger für Kaufentscheidungen werden. Man entscheidet ja auch wegen der Bilder. Mir wurde das beim Kauf eines Gitarrengurtes klar. Einer gefiel mir auf den Fotos, aber nicht in echt, da er ganz anders aussah. War mir nicht egal.
Ist diese Entwicklung beim Gitarrenkauf längst über Gebühr einschlägig? Hier mal eine Fender Custom mit offensichtlich aufwendiger Lackierung.
https://www.session.de/produkt/fende...SAIEgKKofD_BwE
Eine solche Lackierung kostet Aufwand, also Geld. Lackieren, schleifen, überlackieren, schleifen, wieder was lackieren. Hinzu kommt noch das Agen, "Spökes" am Hals usw.. Dann die Experimente, die nötig sind...
Manche meinen sogar, eine optisch geagte Gitarre klänge besser. Der langjährige Mitarbeiter eines Händlers staunte vor der Kamera nicht schlecht, als ein Master Builder angab, selbst keine geagten Gitarren zu mögen, dass es aber o.k. wäre...
Der Lack, bzw. Spannungen lösende Kratzereien darin mögen im Einzelfall mal Auswirkungen haben, etc... Aber wovon reden wir hier bei E-Gitarren? 1% bessere Schwingung? 5%? 50%? Vielleicht so viel, dass der Spieler es zu merken glaubt?
Nun schließt eine kitschige Erscheinung nicht aus, dass die Gitarre gut klingt. Die gezeigte Custom Gitarre möchte ich keineswegs schlecht machen. Dem Aufwand bei der Optik möge der Aufwand beim Klang entsprechen. Das muss aber nicht so sein, und spätestens dann stimmt das Verhältnis nicht mehr...? Was stimmt, lässt sich über Onlinekäufe wohl kaum vergleichen.
Also: Kommen wir immer postfaktischer vom Kurs ab? Werden Gitarren bei vielen mehr zum Möbelstück, denn Instrument? Rutschen wir in den Kitsch?
Vermutlich ist es komplizierter. Wenn Gitarristen erzählen, ihre Billiggitarren klängen wie teure. Dann kann das vielschichtige Gründe haben. Wunschdenken...Aber auch: Die günstigen Gitarren werden besser verarbeitet, man weiß um günstiges aber gut klingendes Material. Kann man in der Herstellung aufgrund größeren Wissens im Vergleich zu früher relevante Faktoren besser berücksichtigen...? Demgegenüber steht womöglich ein Qualitätsabfall in den höheren Preisklassen? Hölzer sind schwieriger zu bekommen. Großen Konzernen gehören die Marken und die "optimieren" bis der Spaß an der Freude verloren geht. Es werden Gitarren mit dreiteiligem Korpus für 2000 Euro verkauft... Manchen Gitarristen ist es vielleicht nicht gegeben, die Unterschiede zu realisieren. Ich konnte in drei Preisklassen jeweils Unterschiede, vor allem im Bereich Dynamik realisieren. Unplugged. Dennoch gefiel mir die günstigste besser als die mittlere, da letztere trotz besserer Dynamik mangelhaft war. Aber die fallen im Vergleich zu der teuersten von den dreien zurück, und das ist auch nur eine "Studio", die man sich aber auch unter mehreren raussuchen musste, wegen dem leidigen Thema "Streuung". Daher auch mehr als fragwürdig, was man oft in Magazinen zu den Modellen liest. Baugleiche Modelle können qualitativ arg auseinanderfallen.
Also scheint die Entwicklung auf dem Gitarrenmarkt mit Blick auf die Qualität einerseits erfreulich. Andererseits ist man auf dem Holzweg, was aufgrund kommerziellen Erfolges aber in Kauf genommen wird?
Kann man das so sehen, ober bin ich völlig verpeilt?
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27.01.2021, 11:41
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#2
Ne, bist Du nicht!
Ich stelle Ähnliches fest, vor allem Nachwuchsgitarristen kaufen immer häufiger nach Farbe und Aussehen (Online) statt nach Qualitätsmerkmalen, Ausstattung und Materialien, im Gegensatz zu alten Hasen, für die das eher zweitrangig ist.
Die Industrie stellt sich natürlich darauf ein...
Es ist immo ein Irrglaube, dass die Industrie das Wohl des Kunden im Auge hat und hauptsächlich Qualitäts-fixiert sei...
Das ist denen wurscht!
Die wollen möglichst viel Gewinn machen, egal wie, in erster Linie und in zweiter Linie das ohne ihren guten Namen zu verlieren.
Alles andere ist dem untergeordnet.
Übrigens finde ich die gezeigte Fender Teambuild zu teuer und ja auch sehr kitschig im Relic.
Das bekommt man sogar laienhaft überlackiert realistischer hin nach Jahren der Benutzung...
Wenn es ne Masterbuild wäre, und nicht ganz so extrem gewollt gerelict wäre der Preis wohl ok für mich...?
Und nur mal so zum Thema Qualität des Body, da aktuell wieder mal erfahren.
Der Tausch 3-Piece Erle billig J&D Body gegen einen uralten 1-Piece Mahagoni-Body vom Gitarrenbauer hat mir ein entschiedenes AHA-Erlebnis präsentiert. (Nein, nicht nur subjektiv, sondern mindestens 80% Klang und Erfahrung!)
Komischerweise sieht der billig J&D Body besser, stimmiger aus , als dieser Mahagoni-Klotz.
Nachtrag: Ich hatte schon sehr viel versch. Hälse, Elektronik und Hardware an diesem alten Body und hatte ihn eigentlich schon abgeschrieben...
Sentimentalität und mein letzter Versuch war, wie Du jetzt weißt, ein Glücksgriff.
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