Wurstel
Zunächst meine Frage in Kurzfassung, anschließend die etwas längere Erklärung, wieso sich mir diese Frage überhaupt stellt und wie es zu dieser Situation gekommen ist.
Es ist ja so, dass eine eher unbekannte Band ihre CDs in der Regel nicht in den Geschäften, sondern bei ihren Liveauftritten verkauft. Was aber, wenn sich der Stil der Band geändert hat und die Musik live nun ganz anders ist als auf der CD? Soll die Band dann die CD bei ihren Konzerten noch verkaufen oder besser nicht?
Jetzt zum Hintergrund meiner Frage:
Im Jahr 2009 gab es den ersten Auftritt meines Bandprojektes. (Ich nannte es von vornherein Band, die damaligen Musiker bezeichneten es hingegen als Projekt.) Befreundete Berufsmusiker hatten mir zugesagt, dass wir miteinander auftreten. Allerdings mußte ich den Musikern ein Probengeld und eine Auftrittsgage zahlen, was nicht gerade wenig war. Es gab (in einem Zeitraum von etlichen Monaten) leider nur sechs Proben und dann den Auftritt. Ich mußte nicht nur die Musiker bezahlen, sondern auch eine PA in den Saal reinstellen. Der Auftritt war ein finanzieller Verlust (um nicht zu sagen ein Desaster). Ich bot dann den Musikern an, dass ich ihnen für zukünftige Auftritte zwar schon eine Gage zahlen kann, aber nicht mehr soviel (ich habe ihnen vorgeschlagen, zukünftig 100 - 150 Euro pro Musiker und Gig zu zahlen, aber kein Probengeld). Das lehnten die Musiker ab, weil ihnen der Betrag viel zuwenig war, daher haben sie mich dann verlassen. (Obendrein wurden beim ersten Auftritt nur Covers gespielt, da diese Musiker keine Zeit hatten, aus meinen Texten Lieder zu komponieren.)
Dann schlug mir ein prominenter Musiker vor, eine CD zu machen. Einerseits zum Zweck des Verkaufes, andererseits zwecks Musikersuche. Es wurden dann aus meinen Texten sechs Lieder komponiert und erst im Studio ausgearbeitet, die musikalisch recht unterschiedlich waren. Dieser prominente Musiker erreichte aufgrund seiner Beziehungen, dass ich einen Bandübernahmevertrag bei einer Plattengesellschaft bekam; allerdings mußte ich die Produktion und die Studiomusiker und die Gestaltung von Cover und Textheft selber bezahlen (die Plattengesellschaft übernahm lediglich die Kosten für die Herstellung der CDs inkl. Druck des 16seitigen Textheftes und die Jewelcases). Der Plattenboß wollte dann noch den Text eines Fernsehinterviews von mir und auch Gedichte von mir auf die CD haben, damit sie als Full-Length-CD verkauft werden kann. Ich habe dann durchgesetzt, dass zu zwei meiner Gedichten noch eine Musikuntermalung komponiert wird, damit die CD nicht fad wird. Leider ließ die Plattengesellschaft nur 500 Stück der CD herstellen, sodass ein Gewinn von vornherein unmöglich war (meine Produnktionskosten beliefen sich auf 15.000 Euro); weiters hat die Plattengesellschaft die CDs praktisch nur an mich verkauft (sie hatte so schlechte Konditionen, dass kein Plattengeschäft sie in ihr Sortiment nahm, ausgenommen von 5 Stück, die eine Kette gekauft hat). Nach zwei Jahren teilte mir die Plattengesellschaft mit, dass sie die CD aus ihrem Sortiment nimmt und bot mir an, die restlichen CDs zu kaufen, andernfalls sie vernichtet werden. Also kaufte ich fast die gesamte Produktion. Auftritte gab es in der Zeit, als die CD angeboten wurde, nicht, da ich keine Musiker hatte.
Erst später haben sich Musiker eingefunden, und schön langsam kam meine Band ins Rollen, anfangs nur sehr zögerlich. Seit etwa zwei Jahren sind wir eine Band mit gleichbleibender Besetzung. Unser Gitarrist hat eine Nummer von der CD umgeschrieben. (Ursprünglich war das ein Gedicht, welches mit Synthesizerklängen untermalt ist. Jetzt ist es eine Metalnummer.) Er veränderte auch zwei andere Lieder von der CD; die restlichen Nummern der CD werden (leider) nicht gespielt, weil unser Gitarrist der Meinung ist, dass diese nicht zu uns passen und außerdem viel zu fade sind.
Ich möchte ja die CD bei den Auftritten verkaufen, aber unser Gitarrist sagt, das soll ich nicht machen, da auf der CD eine ganz andere Musik ist als wir mittlerweile spielen. Er meint, dass die Leute enttäuscht wären, wenn sie beim Konzert die CD kaufen und da dann etwas ganz anderes drauf ist als live gespielt wird. (Seiner Ansicht nach ist das ungefähr so, wie wenn man auf ein Konzert von IRON MAIDEN geht, und die CD klingt dann nach ALAN PARSONS PROJECT.)
Ja, was sagt Ihr zu diesem Thema?
Auf der CD sind verschiedene Musikrichtungen, von rockig wie DEEP PURPLE oder JIMI HENDRIX EXPIERIENCE bis zu ruhigen Nummern, die nur Baß und mit Beserl gespieltem Schlagzeug oder nur mit Percussions oder mit einem Synthesizer gespielt sind. Live ist es derzeit doch eher im Metal- oder Punkbereich anzusiedeln (wenn man davon absieht, dass die Lieder aufgrund meiner Texte meist recht lange sind).
Ist es unter diesen Umständen keine gute Idee, die CD bei den Konzerten zu verkaufen?
Wurstel
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