Servus Leute!
Nachdem ich ja ein begeisterter Texter und Schreiber bin, wollte ich mir und auch anderen einen kleinen Raum schaffen um kleine Geschichten aus der Sparte "Geschichten, die das Leben schrieb" zum Besten zu geben.
Der Rahmen deshalb, damit der Post im ganzen stimmig bleibt
Und ich fange auch gleich an, mit einer kleinen Anekdote, die sich heute Morgen zugetragen hat.
Sie heißt ganz spontan "im Nebel".
Im Nebel
Seit einer Stunde liege ich jetzt hier und es ist Vier in der Früh, genauer kurz vor, aber das tut ja nichts zur Sache.
Ich liege hier, gefangen in einem Morast aus Gedanken, während das monotone Ticken der Wanduhr langsam aber stetig an meinen Nerven sägt. Ich habe gerade die letzte Prüfung für meinen Abschluss absolviert, also gibt es für mich keinen Grund aufzustehen, aber auch zu viele Sorgen und Zweifel um zu schlafen.
So dämmere ich dahin bis zehn nach Fünf, bis pünktlich wie ein Uhrwerk endlich dass befreiende Kratzen am Türpfosten an mein Ohr dringt - der Hund will raus - endlich ein Grund um mich aus diesem Sumpf zu erheben.
Ich springe in meine Jeans, streife eine Fleecejacke über und schlupfe in meine Turnschuhe.
Raus zur Haustür und laufe gegen eine Wand.
Nebel. Keine dreißig Meter Sicht. Und frisch ist es dazu.
Die Morgendämmerung setzt gerade ein, als wir beide los marschieren, die Treppe am Haus entlang runter bis auf die Straße.
Mucksmäuschenstill huschen wir durch die Siedlung bis wir die alte Rangermühle erreichen.
Ich leihen den Hund ab, hier beginnt der legere Teil.
Ich folge dem schmalen Trampelpfad hinter der Mühle bis rauf auf den Hügel, Scooby, so heißt mein kleiner Weggefährte übrigens, trottet zufrieden neben mir her und tut das, was Hunde eben so tuen wenn sie mal raus dürfen.
Bis wir die Kuppe erreichen durchqueren wir einen schmalen Streifen Wald, wo wir vom Gesang der Vögel begleitet werden, der Wald wird lichter und wir stehen am Feldrand. Vor uns liegen zwei satte, herrliche Stunden Feldspaziergang. Leider schränkt der Nebel den sonst so schönen weiten Blick in die Ferne beträchtlich ein, aber auch die frische Morgenluft und das taunasse Gras haben durchaus ihren Reiz. Die Welt richt und sieht aus wie frisch gewaschen und langsam werden die Farbe mit der aufgehenden Sonne immer pastellartiger.
Zwischen den Ähren der Kornfelder erspähe ich roten Mohn und blaue Kornblumen, die oft von den hohen Trieben einer Distel gesäumt werden und komme mir vor als würde ich durch ein Gemälde von van Gogh wandern.
Dass geht eine ganze Zeit so, der Weg schlingt sich in großzügigen Kurven durch die Felder und ich halte kurz inne um das Schauspiel der im Morgenlicht schimmernden Tautropfen zu genießen, die sich auf den unzähligen Spinnennetzen im Rapsfeld zu meiner Rechten im Wind hin und her bewegen.
Mein Begleiter hechelt mir zu und ich könnte schwören er lächelt, ich pfeife zu Jason Mraz, der in meinen Gedanken gerade ein Konzert gibt.
Als wir um eine alte einsame Eiche biegen und ich auf das vermeintlich weite Feld blicke, fällt mir auf, dass diese als einziges frisch angelegt ist, aber genauso wie die anderen im Nebel verschwindet. Trotzdem meine ich hier weiter sehen zu können.
-Plötzlich. Eine Bewegung im Augenwinkel. Etwas großes. Ich drehe mich um.-
Mitten auf dem Weg steht etwas, lange schlanke Beine wachsen muskulös und definiert aus Hufen vom Boden gen Himmel, wohin es mit seinem filigranem Geweih zeigt. Die Gestalt strotzt vor Spannung und Energie, wirkt aber dennoch ruhig und irgendwie auch zerbrechlich, fast wie aus Porzellan
So nah, so groß, so schön.
Sein Fell ist taunass wie das Gras und glänzt genauso.
Dann kreuzen sich unsere Blicke und die Welt bleibt für den Bruchteil einer Sekunde stehen, während ich mich in diesen großen braunen, fast schwarzen Seen verliere.
Ich höre nur den Schlag meines Herzens, der immer schneller wird, denn in mir mischen sich Furcht vor dem wilden Gegenüber, kindliche Neugierde und die Faszination des Momentes, sonst ist alles Still.
Dann ist der Moment vorbei und genauso schnell wie es erschien, verschwindet das Reh im Nebel - ich höre seinen Lauf durch das karge neue Feld.
Ich schaue ihm noch lange nach, der Hund, genauso geschockt und bezaubert wie ich sitzt vor meinen Füßen und starrt auch in die Ferne.
Ich glaube es im Nebel verloren zu haben. Bin fast ein wenig enttäuscht, dass es so schnell wieder verschwand.
Doch dann sehe ich etwas auf dem Feld kauern. Oder denke ich das nur? Ist es vielleicht nur ein Stein?
Nein! Es hat sich bewegt.
Und dann sehe ich sie. Erst eins, dann zwei, noch eins. Im Nebel ist eine kleine Herde zu erkennen.
Wie lange ich da wohl stand und sie beobachtete? Kein Ton kam uns über die Lippen, ich wette Scooby konnte sie auch sehen. Ruhig, so ruhig.
Irgendwann, ich war schon halb in Trance, rüttelt mich die Bewegung, die in die Tiere fährt, wach.
Sie laufen davon, weit weg und ich höre noch ihren Ruf im Nebel.
Punkte im Nebel - verschwimmen - ich werde fast ein wenig neidisch, würde gerne sehen was sie sehen.
Ich schüttle die kalten Glieder bis sie wieder warm sind, dann gehen wir nach hause.
Stille, nichts als das Knirschen von Kies unter meinen Sohlen.
Schweigend wandern wir beide durch den Nebel.
Ein Lächeln im Gesicht - Der Kopf frei von Zweifeln.
Kleiner Imput für den Tag. Ist hoffentlich nicht zu kitschig geworden :P
Jeder ist willkommen Kommentare zu geben oder selber eine kleine Geschichte zu verfassen.
In diesem Sinne,
Chris
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