Guten Tag an alle Kollegen und Interessierten.
Ich bin neu hier, aber seit geraumer Zeit beschäftigt mich ein Thema ganz besonders und ich denke, hier ist der richtige Ort, um es mal anzuschneiden. Mir ist durchaus klar, dass ich mit dieser Diskussion, die hoffentlich entstehen wird, im besten Fall nur polarisiere und im schlimmsten anzunehmenden Szenario Morddrohungen auf mich ziehen werde und riskieren muss, dass ein aufgebrachter Mob aus Musikern aller Colour, vom Metelaxtschwinger bis zum Weichspülerbarden, in Lünchjustiz verfällt und mich verfolgt.
Aber es geht hier nicht um mich, sondern um die Wertigkeit bzw. den Wert von handgemachter Musik und das riesige Schindluder, welches damit kreuz und quer durch Deutschland getrieben wird. Der folgende Text ist also als Anregung zu einem Denkanstoß zu verstehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Um es mal an einem Beispiel fest zu machen, erkläre ich Euch kurz mal eine Situation, wie sie mir in den letzten Jahren immer wieder begegnet.
Neben der Arbeit in diversen Bands und Liveprojekten, bin ich, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, auch regelmäßig als (nennen wir es mal so) Alleinunterhalter unterwegs. Dabei spiele ich zu „selbst“ erstellten Playbacks Gitarre und singe, live natürlich. Soweit so gut. Dem aufmerksamen Publikum sollte also klar sein, dass ich kein DJ bin und dennoch immer wieder die Frage: Ey DJ, kannste mal? Äääh! Ganz davon abgesehen, dass es an meinem Selbstwert knabbert, wenn die stunden- und tagelangen Programmier- und Übungszeiten in solchen Momenten nicht gewürdigt werden (von der Gage mal ganz abgesehen), ist es der Umstand, dass einige Kollegen sich genau dieses Phänomen zu nutze machen, um sich dann in einer billigen Karaokeshow als Liveact zu verkaufen. Das dies dann meist noch bescheiden aussieht und mit Musikmachen im eigentlichen Sinne gar nichts mehr zu tun hat, ist der eigentliche Knackpunkt, der mich auf die Palme treibt, denn die Verantwortung für das Niveau, welches auf Deutschlands großen und kleinen Bühnen geboten wird, hängt eben nicht vom Publikum ab, sondern von mir – dem Musiker.
Ja, wird der eine sagen, die Technik macht’s möglich, aber sind wir doch mal ehrlich, wenn ich für eine Band oder auch nur einen Musiker bezahle, dann will ich für mein Geld auch sehen und hören, wie Musik „gemacht“ und nicht nur abgespielt wird. Dafür gibt es eben DJ´s, verdammt!
Welchen Einfluss Medien mit Castingshows und fragwürdigen Contests auf diesen Zustand haben ist ein Thema für einen nächsten Blog und würde uns zwangsläufig auch zur Grundsatzfrage nach einem „kulturlosen“ Deutschland führen.
Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Kern dieses Textes – einer Spielberechtigung für Musiker. Mein Hintergedanke dabei ist folgender. Jeder Handwerker, egal Maurer, Fleischer oder Ofensetzer braucht ein Schein, um in seinem Gewerbe anerkannt arbeiten zu können. Musiker darf jeder sein, hä? Ich kann nur von mir und allen mir bekannten Kollegen ausgehen, die jahrelang in mühsamer Kleinarbeit und Selbstdisziplin in unzähligen Übungssession, ihr Handwerk erlernt haben, aber ich glaube nicht, dass deren und meine Vorstellung von Handwerk mit dem Kauf oder auch Klauen und dem Abspielen von Midi- und Karaokefiles konform geht. Nee, mit Sicherheit nicht!
Hier mein Vorschlag: Jeder Musiker, der als Dienstleister (Darbieter meist gemapflichtiger Musik)die größten Kracher der letzten fünf Jahrzehnte „live“ an den Zuhörer bringen will, sollte über einen Nachweis seiner Qualifikation dafür verfügen. Das könnte in Form einer Spielberechtigung passieren. Und ja, ich höre Euch stöhnen. Wer soll das kontrollieren? Wer soll das einschätzen? Wer soll das bezahlen? Noch mehr Bürokratie? Wo ist da die Grenze? Diese und noch viel mehr Fragen fallen mir selbst dazu ein, aber noch einmal kurz zur Erinnerung, dieser Text soll lediglich als Denkanstoß verstanden werden, nicht als Forderung nach absoluter Kontrolle alá Bundesamt für Finanzen oder eben der Gema (auch so´n Thema).
Allerdings liegen die Vorteile so einer „Pappe“ klar auf der Hand, der Markt würde transparenter, der wirkliche Wert einer Show würde greifbarer und nachvollziehbarer und ich glaube, die wichtigste Konsequenz aus so einem Prozedere wäre diese, es stünden letztlich nur noch Musiker auf Deutschlands Bühnen und werden für das angemessen bezahlt, was sie am besten können: MUSIK MACHEN!
Fakt ist, das so ein System funktionieren kann, zeigen die Erfahrungen aus der damaligen DDR, in der jeder Musiker und jede Band regelmäßig eine Einstufung machen musste. Das da ein nicht zu vernachlässigender politischer Hintergrund mit im Spiel war und im Endeffekt Gagen festgelegt wurden, möchte ich an dieser Stelle auch nicht vergessen und auf gar keinen Fall unterstützen. Dennoch, so ziemlich alle alten Kollegen aus dem Osten, mit denen ich mich immer wieder unterhalten habe und das sind einige, würden eine Spielberechtigung ebenfalls wieder befürworten.
Also, denkt mal drüber nach!
Keep on rockin´
Daniel Perlick
Gitarrist, Sänger, Songwriter und Tanzmusiker
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