Das war ganz bewusst als Frage gestellt, weil du meintest es gerät immer mehr in Vergessenheit.
Das war ganz bewusst als Frage gestellt, weil du meintest es gerät immer mehr in Vergessenheit.
Ich möchte hier beileibe kein Plädoyer für´s Covern halten, aber es gibt diverse gute und legitime Gründe, dieses zu tun, und alle haben sie nichts mit Unkreativität, Faulheit etc. zu tun
...
Man muss nur auf Youtube nach Eigenkompositionen fahnden. Was dort an Müll und gleichzeitig hochprozentiger Selbstüberschätzung präsentiert wird, ist niederschmetternd. All den Postern möchte man zufrufen, den Weg zu einer besseren Selbsteinschätzung und danach die Delete-Taste zu finden.
Angesichts all dieser Umstände wünschte ich mir, es würden weniger eigene Sachen geschrieben und weniger Konzerte gegeben werden.
So weit hab ich mich zwar nicht aus dem Fenster gehängt aber ich kenne solche Gefühle Allerdings kann man dann dazu sagen: Egal, wie "schlecht" ein selbst geschriebener Song ist, er ist doch immerhin was Eigenes. Und man wird bestimmt nicht besser, wenn man nicht den Mut hat den ersten Schritt zu tun. Und niemand ist ja gezwungen auf Konzerte zu gehen bzw. sich Bands oder EinzelmusikerInnen anzuhören, die ihre eigenen Songs besser finden als die Zuhörerschaft
Das Problem mit der Selbstwahrnehmung ist mE der eigentliche Haken. Da heutzutage das Motto "Du bist niemand, wenn du nicht in die Medien kommst" quasi mit der Muttermilch eingesogen wird, lernen die Menschen zwar früh, wie man sich verkauft, aber nicht mehr, wie man sich hinterfragt und im produktiv-kritischen Austausch mit anderen weiterentwickelt. Selbstmarketing bringt aber nix, wenn a) die Qualität des Produkts zu wünschen übrig lässt und b) die Eigenwerbung so plump daherkommt, dass die potentiellen InteressentInnen schnell das Interesse verlieren. DAS finde ich extrem schade und auch oft ärgerlich, weil man immer mehr von extrem "ungaren" MusikerInnen mit "Hey, klick mich, mag mich, sei mein Fan" bombardiert wird und zugleich von dem guten alten Netzwerkgedanken kaum noch was übrig ist.
Ich finde es soll jeder für sich selbst definieren, was ihm wichtig ist, die Wichtigkeit, die andere darin sehen, berücksichtigen aber nicht davon abhängig machen.
Für mich bedeutet das, am Beginn eines neuen Musikprojektes ist cover ein gutes Mittel um viele Dinge zu bestreiten:
1. Vorhandenes Material ist schneller eingespielt als neue Arrangements
2. Die Band, falls es mehrere Musiker sind, spielen sich schneller ein
3. Menschen lernen durch nachmachen. Jeder hat einen eigenen Geschmack und jeder Mensch hat Vorbilder. Um aus diesen Vorbildern in den eigenen, kreativen Prozess heraus zu wachsen ist es sinnvoll, erst diese Stücke nachzuspielen. Warum auch nicht? Es ist ja der eigene Geschmack. Wichtig dabei ist: Versuche nie in die Fußstapfen eines großen Mannes zu treten wenn du erfolgreicher als er sein willst. Geh deinen eigenen Weg, biege rechtzeitig ab.
4. Menschen, Musiker treffen für sich eine Wahl: Möchte ich eigene Musik machen oder mich auf vorhandenes Materiel spezialisieren?
5. Wege entstehen, indem man sie geht.
6. Mach einfach, was dir gefällt, solange es dich glücklich macht und niemanden anderen schadet
In diesem Sinne. Haut rein!
Euer Marcel
Kann mich Marcel nur anschließen. Ob man jetzt grundsätzlich lieber einer Coverband oder einer Band mit eigenen Stücken zuhört, mag durchaus Geschmacks- und Ansichtssache sein. Und bei der Frage, ob man als Musiker nun Covern oder neues schaffen sollte, bzw. in welchem Verhältnis man beides machen sollte, kommt wie bereits erwähnt auf den ZWECK der Musik an.
Aber um als Musiker erst mal lernen zu können, sein Instrument routiniert zu beherrschen, auf einer Bühne zu stehen oder mit anderen Musikern zusammen zu spielen, ist Covermusik ein wichtiges, ungemein erleichterndes Werkzeug. Und durch musikalische Vorbilder fühlt man sich motiviert, einen bestimmten Stil zu finden und zu verfeinern, sich bestimmte Techniken (der Vorbilder) anzueignen.
Wenn z.B. mir als Drummer das Schlagzeug in einem bestimmten Song, den ich höre, sehr gut gefällt, dann zieh' ich ihn mir immer wieder rein und spiele es zig mal durch; ich verfeinere ggf. darin enthaltene Techniken, die mir bisher nicht so geläufig waren, lerne dabei vielleicht einen neuen Rhythmus usw. . Irgendwann kann ich dann möglicherweise diesen erlernten Takt einbringen, wenn ein eigener Song geschaffen wird (in diesem Fall zusammen mit Band/Mitmusiker ect.). Und das denke ich lässt sich grundsätzlich auch auf andere Instrumente übertragen.
Aber auch beim Arrangieren und Aufbauen eines eigenen Songs bringt es meiner Meinung nach viel, wenn man im Vorfeld Erfahrung mit dem Spielen von Coversongs gemacht hat. Allein schon, um gewisse stilistische Elemente zu beherrschen und diese einzubauen. oder einfach, um ein gewisses Gefühl für Songstrukturen zu entwickeln.
Also: Mit festen Zielen vor Augen, an denen man sich selbst messen kann, kommt man einfach weiter.
Natürlich muss jeder, dem sich die Frage stellt, letzten Endes selbst wissen, wo er hin will, bzw ab wann er wie konsequent richtung Eigenkompositionen abbiegen will.
Ich muss auch Mondfrosch recht geben: Jeder, der selbst Songs machen will, muss irgendwie anfangen um sich weiterentwickeln zu können! letzteres setzt dann auch voraus, dass man auf produktives feedback hört (wenn man es denn bekommt), gerade wenn der jeweilige Musiker noch vorsichtig ausgedrückt sehr am Anfang steht.
Und, naja, ich finde auch dass mehr leute z.B. ihre stücke ZUERST in Foren wie dieses hier reinstellen und um Feedback bitten sollten, bevor sie auf großen Eigenwerbefeldzug gehen . das kann ja nie schaden, zumal die kritiken hier größtenteils nett und produktiv ausfallen .
Ich hoffe, dass man mich hier nicht falsch versteht, aber wie ich zuvor ja schon deutlich gemacht habe, bin ich sicherlich kein Freund vom covern. Und die Gründe dafür sind ja auch schon angeführt worden, der mir wichtigste Grund ist aber:
Wahre Kreativität zeigt sich außerhalb vom Text. Die Musik beginnt da, wo die Instrumente einsetzen, wo Solos gespielt werden, wo mehrere Menschen zusammenwirken, um einen ganz speziellen Eindruck über Klangmedien zu erzeugen. Und wozu braucht man da einen Text? Insbesondere, wenn es einer ist, der schon einmal verwendet wurde?
Darum bin und bleibe ich bei der Meinung, dass covern unnötig ist und einfach nur eine billige Masche darstellt, um schnell und möglichst einfallslos an Geld zu kommen.
Wahre Kunst ist das nicht.
Aber wozu brauche ich denn dann den blöden Text eines anderen Sängers? Nur, um meine eigene Kreativität besser zu vermarkten? Ganz ehrlich, dann bin ich der Meinung, dass es besser ist, lieber ganz auf den Text zu verzichten, als ihn (grob gesagt) zu klauen. Aber ich wiederhole mich selbst.
Ich kann diejenigen verstehen, die meinen, dass covern eine gute Grundlage wäre. Es stimmt, das finde ich auch: Gerade für Anfänger kann es sehr viel einfacher sein, einen bereits bestehenden Text zu nehmen und den neu zu vertonen, als selber einen zu schreiben. Noch schwerer ist es ja, einen Eindruck zu vertonen, ganz ohne Text.
Aber ich finde (und da setze ich die Unterscheidung zwischen guten Musikern und schlechten) - jeder sollte irgendwann einmal an einem Punkt ankommen, an dem er über diese Form der "Inspirationssuche" hinaus kommt und selber etwas schafft. Da beginnt dann echte Musik und echte Kunst.
Das davor ist bestenfalls Übung.
es stimmt schon: etwas eigenes, neues zu schaffen, ist immer reizvoller, auch da man sich dann kreativ austoben kann. wenn man das Stück, das der interpret spielt, beurteilt, kann man ein eigenes Werk bestimmt eher als "kunst" bezeichnen, darin geb ich dir recht....
Aber ich finde (und da setze ich die Unterscheidung zwischen guten Musikern und schlechten) - jeder sollte irgendwann einmal an einem Punkt ankommen, an dem er über diese Form der "Inspirationssuche" hinaus kommt und selber etwas schafft. Da beginnt dann echte Musik und echte Kunst.
Das davor ist bestenfalls Übung.
Wobei natürlich nicht jeder musiker eigene Songs schreiben kann! Man muss bei der Beurteilung eines Musikers auch sagen, dass bei weitem nicht nur seine fähigkeit entscheidend ist, interessante Akkordfolgen, gut geschriebene Texte oder eingängige melodien neu aus dem boden zu stampfen.
da gibt es darüber hinaus weit mehr Kriterien, die für einen Musiker in der PRAXIS entscheidend sind !
Naja, ich möchte wegen deiner Definition eines "guten" oder "schlechten" musikers mal ein Beispiel erzählen: Ich hab mal einen Bassisten kennen gelernt der einst in einem wirklich genialen Trio gespielt hat, das viel in clubs aufgetreten ist.
Der Mann ist auf seinem Instrument ein absoluter Virtuose, was u.a. dadurch bedingt sein mag, dass er seit jahrzehnten mindestens eine stunde pro tag übt und nach meinem letzten stand bereits über 3000 (!) Auftritte hatte. Jeder, der Banderfahrung hat oder zumindest schon ab und zu mit anderen Musikern zusammengespielt hat, kann sich vorstellen, wie flexibel, gelassen und professionell so jemand auf der bühne steht und vor allem spielt!
So, und dieser großartige bassist spielt nun leider nicht mehr in diesem Trio (das teils eigene Stücke gespielt hat), sondern in einer spiel-qualitativ sehr hochwertigen coverband, hauptberuflich soweit ich das mitbekommen hab'.
und nun die frage: ist dieser Musiker nun wirklich von einem "guten" zu einem "schlechten" musiker geworden?
ich glaube eher nicht.
Das wohl nicht, Technik, gerade wenn sie so intensiv eingeübt ist, verlernt man nicht so schnell. Die Gefahr zum Pragmatismus und Verlust der eigenen Kreativität würde ich jedoch schon sehen. Und wenn sich das mit der Band selbst nicht umsetzen lässt, würde ich ihm raten, selber eigene Werke zu komponieren und (zumindest für sich selbst) zu spielen.Naja, ich möchte wegen deiner Definition eines "guten" oder "schlechten" musikers mal ein Beispiel erzählen: Ich hab mal einen Bassisten kennen gelernt der einst in einem wirklich genialen Trio gespielt hat, das viel in clubs aufgetreten ist.
Der Mann ist auf seinem Instrument ein absoluter Virtuose, was u.a. dadurch bedingt sein mag, dass er seit jahrzehnten mindestens eine stunde pro tag übt und nach meinem letzten stand bereits über 3000 (!) Auftritte hatte. Jeder, der Banderfahrung hat oder zumindest schon ab und zu mit anderen Musikern zusammengespielt hat, kann sich vorstellen, wie flexibel, gelassen und professionell so jemand auf der bühne steht und vor allem spielt!
So, und dieser großartige bassist spielt nun leider nicht mehr in diesem Trio (das teils eigene Stücke gespielt hat), sondern in einer spiel-qualitativ sehr hochwertigen coverband, hauptberuflich soweit ich das mitbekommen hab'.
und nun die frage: ist dieser Musiker nun wirklich von einem "guten" zu einem "schlechten" musiker geworden?
ich glaube eher nicht.
Man kann ein einst erreichtes Niveau nämlich auch wieder verlieren.
Moogmann (3. Post) hat wohl Recht! Anders formuliert:
WEGEN DER KNETE
Wenn man Hits spielt (und das einigermaßen gut) hat man seine Veranstalter, sein Publikum, und damit auch seine Gage sicher. Spielt man eigenes Material, muss man sich eine Zuhörerschaft erst einmal aufbauen - d.h. man fängt ganz klein an, mit wenig Zuhörern und ohne Gage (gerads mal ein, zwei Freibier) - und meistens bleibt das dabei.
Einer der Musiker, mit denen ich zusammenarbeite covert für Geld, und veröffentlicht seine eigenen Stücke im Internet, führt sie aber nicht auf. Eine (sehr gute) Band, für die ich texte, spielt seit vielleicht 20 Jahren vor 20 oder 30 Zuhörern eigene Sachen (manchmal sind es auch mehr Zuhörer, auf dem Stadtfest z.B., aber die kommen nicht wegen ihnen). Viel Spaß, Stolz, keine Gage. Einer träumt von der großen Karriere (er ist gut, und sehr jung, da darf man träumen). Weitere produzieren Demos für Sängerinnen (meistens weiblich), die dafür zahlen, dass sie einmal einen ordentlich produzierten "eigenen" Song von sich haben. Und so weiter. Kurz: wer Geld verdienen will, covert.
Den Kreativen: viel Spaß an der Sache - und vielleicht auch einmal ein kleines bisschen Erfolg!
Bernd
Genau so ist es! Denn das ist nun mal die Praxis.Moogmann (3. Post) hat wohl Recht! Anders formuliert:
WEGEN DER KNETE
Wenn man Hits spielt (und das einigermaßen gut) hat man seine Veranstalter, sein Publikum, und damit auch seine Gage sicher. Spielt man eigenes Material, muss man sich eine Zuhörerschaft erst einmal aufbauen - d.h. man fängt ganz klein an, mit wenig Zuhörern und ohne Gage (gerads mal ein, zwei Freibier) - und meistens bleibt das dabei.
Einer der Musiker, mit denen ich zusammenarbeite covert für Geld, und veröffentlicht seine eigenen Stücke im Internet, führt sie aber nicht auf. Eine (sehr gute) Band, für die ich texte, spielt seit vielleicht 20 Jahren vor 20 oder 30 Zuhörern eigene Sachen (manchmal sind es auch mehr Zuhörer, auf dem Stadtfest z.B., aber die kommen nicht wegen ihnen). Viel Spaß, Stolz, keine Gage. Einer träumt von der großen Karriere (er ist gut, und sehr jung, da darf man träumen). Weitere produzieren Demos für Sängerinnen (meistens weiblich), die dafür zahlen, dass sie einmal einen ordentlich produzierten "eigenen" Song von sich haben. Und so weiter. Kurz: wer Geld verdienen will, covert.
Den Kreativen: viel Spaß an der Sache - und vielleicht auch einmal ein kleines bisschen Erfolg!
Bernd
danke für den guten Beitrag.
edit:
Deswegen versuche ich auch, unbekannte, kreative Interpreten zu unterstützen, wenn mir ihre Musik gefällt, indem ich anderen davon erzähle oder z.B. es auf FB teile.
Es wird doch nicht nur gecovert, weil es um das Geld geht...
Sicherich auch zwischendurch mal, aber das ist meines Erachtens nach nicht der Regelfal...
Es ist leider immer schon so gewesen: Kein Mensch interessiert sich für deinen Titel. Die Leute wollen immer das Gleiche hören, ja sie gehen auch abends aus, in die Kneipe, in die Disco oder in den Club, um immer wieder das Gleiche zu hören. Oft hört man im Radio Radiowünsche und denkt, wow, was jetzt wohl kommen mag? Aber es sind immer die gleichen Mainstreamtitel, denn es geht diesen Radiohörern nicht darum, hier den Exoten rauszukramen, sondern sich selbst vor Freunden und Bekannten zu labeln als cool oder hip oder irgendwas.
Musik ist für den Alltagshörer sowieso nur Mittel zum Zweck, ein Beiwerk, das angenehm sein soll und das im Idealfall eine Situation im Leben begleitet hat, die diesem Menschen viel bedeutet hat und die er durch Hören des entsprechenden Liedes immer wieder abruft. Aber man solle nicht glauben, dass der Normalhörer deshalb eine Vorstellung von Wertigkeit der Musik hätte. Musik darf nichts kosten, Musiker dürfen nicht reich sein, alles muss es umsonst im Netz geben! Und der Grund, warum es gemacht wird ist: weil man es Dank der Technik so machen kann!
Da werden Musiker, die Zeit, Geld und Energie in das Schaffen neuer Songs investiert haben öffentlich als geldgierig beschimpft, weil sie die Idee haben, mit ihrer Musik, für die sie ihrerseits viel Geld investiert haben, selbst ein Bisschen Geld zu verdienen. Die Polemik, mit der solche Musiker zum Teil im Netz beschimpft werden ist kaum zu überbieten.
Keiner dieser Konsumenten macht sich aber klar, was er selber sagen würde, wenn es bei ihm an der Tür schellen würde und ein Mann draussen stünde, der reinkommt und das Bett und die Stereoanlage mitnimmt, weil es ihm einfach mal so gefällt. Oder wenn dieser Konsument arbeiten gehen würde und ganz einfach sein Gehalt von jemand anderem abgebucht würde, weil der sagt, dieses Geld möchte ich aber auch haben, weil es mir so gefällt und weil ich es so machen kann.
Letztlich werden die letzten finanzkräftigen Produzenten dadurch gestärkt, weil es kaum noch Alternativen gibt, Musiker und Produzenten, die sich davon ernähren können, wenn sie eigene Musik machen. Dadurch werden die Medien mittelbar gleich geschaltet, es gibt irgendwann nur noch "Bohlen-"- Musik, weil es sich sonst keiner mehr leisten kann Musik herzustellen und zu vermarkten und davon zu leben.
Und daher wird es auch in Zukunft viel mehr Cover Musik geben als früher. Davon abgesehen machen immer weniger Leute Musik mit Instrumenten. Sie kaufen sich lieber Computer, billige Musikprogramme, am besten umsonst und glauben, mit wenigen Knopfdrücken neue MUSIK zu schaffen. Ein Instrument zu erlernen ist viel zu anstrengend, außerdem müsste man ja mit anderen eventuell zusammenspielen, welch ein Aufwand. Einfacher ist es ja, das eigene Zimmer nicht zu verlassen und alles per online zu regeln...
gefällt mir gut
Letztens war ich beim Arzt weil mir etwas wehgetan hat. Der Mann hat mir etwas verschrieben und schon ging es mir viel besser. Er hätte auch sagen können: "Vorhin war schon Frau Müller da, die hat das gleiche, Rezept? Ich bin doch kein Drucker!" Wei er aber ein Mensch ist der die Aufgabe hat sein Publikum zu erfreuen schreibt er dann doch eines, ein Musiker hat die gleiche Aufgabe, er trägt ein paar Stücke vor und die Leute freuen sich, und er freut sich auch.
Das sagt sich leicht und liest sich einfach, aber das ist es keineswegs. Die Idee die jemand hatte als er diesen Titel schrieb, kennst du die? Selbst wenn, viele Ideen sind einfach nur gut, kann man ohne Probleme zu bekommen übernehmen. Lässt du dir jeden Tag eine neues Kochrezept einfallen? Weil du keine Idee eines anderen übernehmen kannst? Und falls ja, und das Essen ist auch noch super, dann bewerbe dich als Fernsehkoch.
Es ist weder einfach noch simpel, und deine von dir so gepriesene Intelligenz sollte dir schon gezeigt haben dass diese beiden Wörter das gleiche bedeuten. Zum Covern muss man schon etwas können, wenn man es gut machen will muss man viel können, und um richtig gut damit anzukommen muss man sogar sehr gut sein, das geht so weit, dass einem manche Leute sagen: "Wenn XXY so spielen könnte wie du, dann hätte der das so gespielt, alle Achtung!".
Kreativität zeigt sich kaum außerhalb von Texten, wie viele reine Instrumentalsongs kennst du? Wie viele davon waren in irgendwelchen Charts? Musik lebt durch Botschaft, lies mal etwas über die Geschichte der Musik.
Wenn ich einen Abend lang dudele und alles aufnehme habe ich mindestens 10 verschiedene Instrumentalstücke die keinen interessieren, auch wenn dabei Läufe sind die keiner kann außer mir, und nun?
Warum sollte ich nicht "Rockin´ In The Free World" spielen? Echt, mir fehlt leider die Intelligenz etwas besseres zu machen als das, und wenn ich an dieses Thema (Politik, Religion, Weltanschauung) gehe werden mir viele Leute böse weil sie nicht leiden können was ich zu ihnen sagen muss...Texte über die Liebe? Da wird so viel gelogen, das braucht mich nicht mehr...
Anscheinend hast du einen Begriff von Kunst der recht begrenzt ist, Musik ist die Kunst der Kreativität und der Interpretation, dazu gehört das Handwerk, Gitarrespielen ist keine Kunst, ist Übungsache, aber Feeling rüberzubringen ist Kunst, ganz große Kunst wenn du dein Publikum mit Tönen zum Lachen bringen kannst, Freude, gute Laune, leider vermittelt viele heutige Musik lediglich Depression, Aggression, Bösartigkeit oder noch schwärzer, DAS ist keine Kunst, das hat Zappa schon vor vielen Jahren bewiesen als er sich darüber lächerlich machte, verstanden haben ihn auch viele, viele auch überhaupt nicht, fühlten sich beleidigt...(Große Kunst!)
Kreativität bedeutet auch viel Arbeit, Ausdauer, Leistungswille, Freiheit, Selbstbewusstsein, Authentizität, Offenheit usw. usf., natürlich ist es toll eigene Sachen zu erfinden, aber, ein Maler hat eine Idee, er beginnt mit dem Bleistift und macht Umrisse, schreibt sich vlt. Zahlen rein oder nimmt noch ein paar Buntstifte, dann fängt er irgendwan an alles in Öl zu machen, nach Tagen oder Monaten ist das Kunstwerk fertig. Er macht alles alleine. Du hast jetzt eine Idee für einen Song, jetzt setz dich hin und schreibe ihn auf, den Text, die Noten, für alle anderen die Noten auch, oder spiele ihn selbst in den PC ein, DAS ist einfach, mische alles zusammen, mastere, lass dir eine CD pressen, dafür brauchst du einige Songs, vertreibe sie auch noch selbst, fahre sie in jeden Laden. Von der ganzen Copyright- und Anwaltgeschichte mal abgesehen. Und dann mache 30 Songs die alle gut sind und dein Publikum glücklich machen, wenn du das gut hinbekommst wird nach deinem Tod eine Strasse in deinem Ort nach dir benannt...
Ich spiele in zwei Bands, in der einen spielen wir ein paar eigene Sachen, der Rest, das Meiste aber wird gecovert, wir sind keine Profis, um eigene Titel wirklich so gut hinzubekommen dass man sie mit anderen messen kann, gar keine Zeit dafür. Natürlich spielen wir sie gut, aber was ist den schon ein abgefahrenes Gitarrensolo? Wenn man es von der Bühne hört und nicht zig-mal auf einer CD anhören kann? Fast so schnell vergessen wie es gespielt wurde.
Mit der anderen Band ist es anders, drei Mann, alles Coversongs, aber, krieg das mal hin, verschiedene Songs verschiedener Künstler, so gut zu spielen dass sie das Original sein könnten wenn dieser oder jener jetzt hier wäre und seine Songs mit drei Mann und unserem Sound spielen würde, und zwar so dass es richtig kracht, dass die überall vorhandene "Musikerpolizei" vergisst Polizei zu sein, und dass keiner auf die Idee kommt dich am Original zu messen weil du Original bist. Das ist "Kunsthandwerk", und mir persönlich fehlt kein einer Moment in dem ich vielleicht nachdenken muss etwas eigenes zu machen, das mach ich zwar auch, ist aber eine ganz andere Musik, setze ich ins Youtube, zum Spass. Wir habens schon mal versucht nachzuspielen, aber wir sind keine Big-Band.
Geld? Interessiert mich nur randweise, es gibt einfachere Möglichkeiten viel Geld zu machen als ausgerechnet mit Musik, also erst gar nicht dran denken, kommt was ist gut, wenn nicht ist auch gut, natürlich spielt man seltenst "fa umme", wenns für die Proberaummiete, Sprit und ein paar Kisten Bier reicht ist doch ok.
Es gibt doch viel Schöneres das man als Musiker mitnehmen kann als ausgerechnet Geld...
Klar ist es toll wen man eigene Sachen hinbekommt die wirklich gut ankommen, das ist aber Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit, die Kreativität dabei bedeutet für den "Freizeit"-Musiker wie er es hinkriegt Zeit dafür zu stehlen. Hast du Familie, Kinder, Enkel, Arbeit, Haus und Hund, dann bist du vielleicht froh wenn du ein Gitarrensolo von Clapton nachspielen kannst, die sind alle einfach. Aber spiel mal Satriani, und lasse dir etwas einfallen das noch besser ist und mach deine Kohle damit, dann glaube ich dir alles.
Mit meinem ersten Beitrag in diesem Forum hole ich gleich mal ganz unverschämt ein älteres Thread hoch, aber ich finde das hier einfach interessant.
Ich selbst habe in den 90ern mal den Traum gehabt, in einer Band Gitarre zu spielen. Damit fing es an. Aber ich hatte auch von Beginn an das Verlangen danach, eigenen Songs zu schreiben. Das beschränkte sich anfangs auf Texte, weil ich noch keine Musik machen konnte. Aber ich schrieb und schrieb und schrieb ... und im Laufe der Zeit wurden die Texte besser.
Als ich dann eine Akkustik-Gitarre hatte und versuchte, sie spielen zu lernen, habe ich mir anfangs Songbooks für GN'R Lies und Automatic For The People geholt - weil da eben viele Akkustik-Sachen drauf waren. So richtig gut gelernt habe ich das covern nicht, weil ich eben auch einfach kein guter Musiker bin. Also habe ich stattdessen einfach recht flott angefangen, meine eigene Musik zu schreiben. Das war dann schlichtweg einfacher für mich und somit auch nicht so zeitintensiv. Natürlich dauerte auch es auch diesmal, bis die Songs besser wurden, aber nach einigen Jahren hatte ich dann dennoch eine ganze Reihe Songs kreiert, die mir ganz gut taugten.
Leider fand ich nie eine Band, um die Sachen richtig umzusetzen. Die Leute wollte alle lieber - ihr könnt euch schon vorstellen, welches Wort jetzt kommt - COVERN. Ich gab's dann auf, wandte mich von der Musik ab - und versuche jetzt das Internet zur Suche nach Mitmusikern zu nutzen. Damals wollte ich Gitarrist in einer Band werden, jetzt sehe ich mich nur noch als "Hobby-Songwriter". Ich war nie ein guter Gitarrist und die vielen Jahre Pause haben mich gewiss zu keinem besseren gemacht. Das bedeutet auch: Ich könnte niemals in einer Cover-Band spielen ...
Bei meiner Suche stieß ich sogar hier in der Region auf eine Band, von denen ich mir nur ein paar Sekunden eines Live-Clips anhörte und sofort begeistert war. Richtig gute Musiker, toller Sänger. Gleich Kontakt aufgenommen. Ergebnis: Kein Interesse an eigenen Songs, weil das mehr Aufwand bedeuten würde als zu covern. Ich fand das sehr schade, habe das aber natürlich respektiert, denn jeder sollte das tun, was ihn glücklich macht. Ich selbst will mir schließlich auch nicht von anderen sagen lassen, dass ich was anderes tun soll. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und man sollte das auch jedem zugestehen, denn man selbst möchte sich für eine persönlichen Entscheidung schließlich auch nicht rechtfertigen müssen. Aber das war echt schade, denn das sind richtig gute Musiker ...
Aber das ist dann wohl auch so ein Grund dafür, dass es so viele Cover-Bands gibt: Für gute Musiker ist es weniger Aufwand, einfach nur bereits existierende Songs nachzuspielen. Für mich als schlechten Musiker ist es genau andersrum, für mich ist das Schreiben eigenen Songs einfacher.
Was kann man daraus lernen? Hoffentlich gar nix, denn die Schlussfolgerung könnte nur sein: Man muss ein schlechter Musiker sein, um eigene Songs zu schreiben. Aber das ist natürlich Blödsinn. Aber tendenziell denke ich schon, dass man als schlechter Instrumentalist eher zum Songwriter wird. Man müsste dann halt nur Musiker finden, die einem bei der Umsetzung helfen wollen. Daran arbeite ich derzeit
Ganz einfach, weil die Leute auf altbewährtes stehen. außerdem ist es gut, wenn es Lieder in verschiedenen Formen gibt, da kann man sich die beste aussuchen
Falls Du mal reinhören möchtest:
http://www.youtube.com/watch?v=h0m13iv80LQ&hd=1
http://www.youtube.com/watch?v=lgnryjNe1Z4&hd=1
https://soundcloud.com/jhommer/flori...-version-minus
https://soundcloud.com/jhommer/its-been-beautiful
Mir persönlich fällt das sogar leichter als zu covern (obwohl ich auch gern z.B. Nirvana covere und das auch denk ich gar nicht mal so schlecht), weil ich die Songs sowieso nie so gut hinkriege wie im Original, warum dann nicht besser selbst "Originale" hervorbringen?
Hallo zusammen!
Zu diesem Thema gerne auch ein kleines Feedback von mir!
Warum so viele Leute Covern, kann vielleicht daran liegen, dass sie gerne den schnellen Erfolg suchen, bevor es an die eigenen Erstellungen geht. Ich mag zwar keine Schlagermusik, weiß aber, dass viele deutsche Künstler, die heute bekannt sind, unter ihren ersten Songs (womit sie zuerst bekannt wurden) Coverstücke hatten, bevor sie dann angefangen haben eigene Songs zu präsentieren.
Kleines Beispiel "Nino de Angelo"! Einer seiner sein erster Songs hieß (glaube ich) "Und ein Engel fliegt in die Nacht" - Das Original war damals von OMD! Damit wurde er in der deutschen Musikszene dann bekannt. Danach folgten von ihm keine Coversongs mehr, sondern nur noch eigene! Aber auch viele englische Künstler versuchen zuerst einmal sich mit Coversongs einen Namen zu machen, bevor sie es mit eigenen Stücken versuchen.
Mit einem guten Coverstück ist es halt auch etwas einfacher Aufmerksamkeit (und mehr) in der Musikszene zu bekommen. Das ist aber alles nur eine Vermutung von mir - mehr nicht. Ich habe in den vergangenen 3 bis 4 Jahrzehnten die Musikszene sehr genau beobachtet und da bekommt man sowas halt mit!
Vielleicht noch ein Zusatz:
Wenn man sich als neuer Künstler in eine Fußgängerzone hinstellt und seine eigenen (unbekannten) Songs präsentieren möchte, kann man davon ausgehen, dass die meisten an einem vorbei gehen. Da müsste man schon wirklich sehr gut sein, wenn es nicht so wäre.
Geht man aber hin und spielt zuerst ein paar ganz bekannte Songs (z.B. aus den 70ern), die jeder kennt und quetscht dann seine eigenen Musikstücke dazwischen, kann man schon eher davon ausgehen, dass die Leute dann stehen beiben würden.
LG RedJohn
Lesezeichen